On Cloud 7! Music is the Answer - Seven, live im Volkshaus und hier bei uns im V’ Meets & Talks

21.02.2022

Musik schafft es, meine Emotionen zu sortieren, auszudrücken, Erinnerungen aufleben zu lassen, sie kreiert Bilder oder man geniesst einfach oder sie lässt uns Alltag und Sorgen kurz vergessen - fallen und sich treiben lassen.

Dieses Wochenende war es soweit, und ich konnte nach bald drei Jahren wieder einmal an ein Konzert: Vibes und Menschen glücklich zusammen den Moment leben. Wer mich schon länger kennt - ich besuchte schon in jüngstem Alter zusammen mit meinen Eltern Livekonzerte, mein Vater ist ein Vinylliebhaber und in unserem Wohnzimmer schmückt eine ganze Wand voller CDs den Eingangsbereich. Ich kenne alle 80er Hits, habe Konzerte besucht und jedes einzelne ist in meiner Erinnerung von grosser Bedeutung. Ich besuchte sogar nach meiner 4ten Zehenoperation ohne Schuh mit Riesen-Verband und selbstgebasteltem Schutz aus einem Schuhkarton das Katy Perry Konzert. Das Glücksgefühl danach, trägt noch viele Tage... einfach nur Glück. Kein Moment ohne Musik. Bei unseren Reisen im Auto, Zuhause bei der Arbeit, auf dem Weg zu Terminen und nicht zuletzt auf dem Catwalk. Meine Schwester ist in der Ausbildung zur Bühnentänzerin mit vielen Musikrichtungen und Styles unterwegs und somit erklingt dann teilweise aus diversen Räumen Musik - Bewegung. Wir haben Musik, die uns auch mit Freunden verbindet, sitzen wir im Auto und es wird gerade im Radio gespielt - Snap oder Face Time und ein kurzes Hallo. In den letzten beiden Jahren hat uns leider die allgemeine Situation solche Momente live zu erleben nicht ermöglicht. Diese zu ersetzen, kaum möglich und trotzdem habe ich für mich solche «Inseln» geschaffen. Eine solche «Emotionswolke oder ein Happy Moment» war für mich im ersten Lockdown «Sing meinen Song - das Schweizer Tauschkonzert» gehostet von Seven. Emotionale Abende, an die ich mich gerne zurückerinnere. Meine Schwester konnte damals alle ihre Projekte am Theater und auch im Ausland nicht verwirklichen und meine Situation als Model war leider auch so, dass alle Catwalks abgesagt oder verschoben wurden. Trotz dieser Schwere in Gedanken haben die eingeladenen Künstler und die Band dieser Sendung mit ihren Stimmen und ihrer Musik mit jedem Ton etwas Trost gebracht und die Gedanken verzaubert. Seven - nun mein erstes Konzert, ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie ich mich freue. Ich durfte nun im Vorfeld mit Seven ein Gespräch für V' Meets and Talks führen. Habt Spass beim Lesen und ich freue mich, dürfen wir uns langsam wieder sehen und Livemomente geniessen.


Seven, du hattest wieder die Möglichkeit live zu spielen. Ich erinnere mich an meinen ersten Catwalk nach so einer langen Zeit. Ich fühlte kurz vor Beginn extreme Nervosität, aber auch unbeschreibliche Freude und Demut, und durch meine Rituale eine «Sicherheit». Wie fühlte sich dein erster Live-Moment an? Und was sind deine Rituale vor einem Auftritt?

Zuerst danke Ich Dir für die Einladung und dieses Gespräch. Ich habe mich unglaublich auf diesen Abend gefreut. Es war so normal und so surreal zugleich. Seit 20 Jahren darf ich das nun machen und liebe meine Crew und das Leben auf und hinter der Bühne. In dieser ganzen Zwangspause hat ein grosser Teil meines Lebens gefehlt, ein grosser Teil von mir selber hat mir gefehlt. Wenn man normalerweise 80 Konzerte mit seinem Team von 17 Menschen jedes Jahr erleben darf und dann plötzlich 2 Jahre nichts - dann fehlt nicht nur das Publikum, sondern es fehlt auch die Crew. Das ist meine zweite Familie und jeden habe ich fein säuberlich ausgesucht und jeder ist gleich wichtig, um so ein Erlebnis möglich zu machen. Wieder mit allen nach monatelangen Vorbereitungen wirklich im KKL Luzern zu stehen und zu glauben, nein zu wissen, es findet tatsächlich statt. Ein Befreiungsschlag und ein Gefühl, als hätte ich 2 Jahre lang nicht meditiert und darf nun endlich wieder. Während einem Konzert bin ich voll bei mir und in meiner Mitte. Alle Sensoren offen und jede Faser präsent. Dieses Gefühl, mit einem Rudel zu verschmelzen durch und in Musik ist ein Gefühl, welches ich unglaublich vermisst habe. Wenn ein Raum, eine Crew und das Publikum alle zu eins werden durch die Musik, dann bin ich so entspannt wie nirgends sonst. Ich habe viele Rituale. Ich muss zwei Stunden vor Soundcheck trainieren, ich muss fein säuberlich meine Sachen packen und alles muss an seinem Ort sein und ich gehe meine Listen durch, was wir am Soundcheck alles noch anschauen müssen, um es besser zu machen als am Tag davor. Im Backstage hole ich kurz vor dem Gig immer die ganze Crew zusammen und mache eine Ansprache und wir schwören uns noch einmal auf den Gig ein.

Die lange Zwangspause hat bei vielen Spuren hinterlassen und trotzdem auch Chancen gebracht. Wie war diese Zeit für dich persönlich als Mensch und auch als Musiker?

Alles kann eine Chance sein, jedoch war diese Zeit definitiv eine grosse Herausforderung für mich. Wenn sich Zeitfenster öffnen, bin ich nicht der Typ, der eine Möglichkeit sieht, eine Auszeit zu nehmen. Bei mir passiert immer genau das Gegenteil und das ist nicht immer gesund. Ich fülle die Lücke mit neuen Projekten und Ideen und kann den Stillstand einfach nicht aushalten. Wenn nichts passiert, werde ich unruhig und diese Ohnmacht im Livebusiness hat mich beinahe Tag und Nacht arbeiten lassen, weil ich von Anfang an nicht glaubte, dass dies eine kurze Phase sein wird. Ich habe mein Team erweitert, in Deutschland ein neues Management dazu geholt, einen neuen Bookingpartner für Deutschland und Österreich gefunden, ein Album gemacht, zwei Staffeln «Sing Meinen Song - das Tauschkonzert» produziert, neue Konzepte geschrieben, eine komplett neue Live-Show auf die Beine gestellt und sehr viel geprobt. Ich wollte die Zeit nutzen und das habe ich getan und das war nur möglich, weil ich ein eigenes Team habe und so nie handlungsunfähig war, sondern immer selber entscheiden konnte, was ich mache und in was will ich Zeit und Geld investiere und was nicht möglich ist. Als Mensch habe ich diese Krise mit meiner Familie sehr gut überstanden und blieben verschont von schweren Verläufen oder Schicksalsschlägen. Es waren die härtesten und anstrengendsten zwei Jahre meines Lebens. Ich bin daran gewachsen und habe zum Glück niemanden verloren.

Welche Töne/Musik begleiten dich im Alltag? Was singst du beim Kochen oder im Auto mit deiner Family?

Zuhause läuft im Zimmer meines Sohnes (11) immer Queen und Rage Against the Machine und meine Frau hört in der Wohnung laut Soul & Jazz und ich bin in meinem kleinen Studio an neuen Sachen dran. Die Hütte ist voll mit Musik;-). So habe ich es am liebsten und im Auto höre ich die Songs, an denen ich arbeite oder auch gerne Podcasts. Zu Hause dann alle Klassiker aber der FamilyDJ ist definitiv meine Frau und das ist sehr gut so.

Ich höre deine Musik schon sehr lange und habe dich auch schon live sehen dürfen. Nebst deiner Stimme berührt deine Menschlichkeit und deine natürliche Ausstrahlung - ab dem ersten Moment ist man als Zuschauer «getoucht und in to the moment». Was toucht dich bei deinen Livemomenten auf der Bühne?

Wow, ähm...zuerst einmal Danke für die Blumen. Ich bin auf der Bühne in diesen Livemomenten sehr bei mir und mein Sensorium scannt alles und ich kriege beinahe alles mit. Die Momente wo ich merke, dass wir alle für eine kurze Zeit das Gleiche spüren, ist Energie pur und wie eine warme Decke. Ich bin in den magischen Momenten dann wirklich komplett bei mir und «Augen zu» und kriege für wenige Sekunden ausser der Emotion, die fliesst nichts mit. Dann die Augen wieder öffnen und wieder gemeinsam landen, das sind die heftigen Momente, die man nie vergisst. Simpel ausgedrückt sind es die Momente, wo wir alle gleich, alle eins und vor allem alle wirklich da sind.

Nach meinen Catwalks bin ich immer mit Adrenalin gefüllt und öfters bis spät in die Nacht noch wach. Meistens koche ich und rede ohne Pause. Manchmal entstehen auch die verrücktesten Ideen. Wie erlebst du die Stunden unmittelbar nach einem Konzert?

Ich bin danach oft sehr entspannt. Dies hat aber auch damit zu tun, ob das Konzert in meinen Augen gut war oder nicht. Nach einem richtig guten Gig bin ich komplett entspannt und möchte dann weder reden noch sonst etwas. Ich bin glücklich, leer und voll zugleich. Wenn ich aber weiss, wer alles da ist und ich mich auch freue, noch Freunde zu treffen danach dann kann ich auch mal feiern;-). Aber da ich viele Konzerte spiele und meistens, wenn eine Tour läuft, in den folgenden Tagen gleich wieder singe, bin ich oft nach dem Gig schnell weg. Dafür bin ich dann an einem Tourende bei der Schlussfeier der letzte, der ins Bett geht;-). Es ist aber auch schon passiert, dass es einem überkommt nach einem Gig und man völlig aufgekratzt ist. Aber in diesen Situationen ist es dann eher, weil ich unzufrieden bin.

Wenn du neue Songs schreibst, woher kommen Töne und Worte, die du mit uns dann als fertigen Song so melodisch teilst? Welches sind deine Inspirationsquellen?

Alles und nichts. Ich schreibe in den unmöglichsten Situationen und Momenten meine Songs. Die können mit Text oder Melodie beginnen, alleine oder auf einem Spielplatz mit anderen Kindern der Musik. Es gibt keine Regel. Aber Inspiration ist immer das Tagebuch, welches ich nicht schreibe, sondern singe.

Es gibt so viele Newcomer, junge Talente aus der Kunstszene. Welche drei Gedanken und Tipps würdest du ihnen mitgeben?

Man denkt heute immer an die Community und an Followers und an sonst was. Aber man darf eines nicht vergessen: die Musik. Versucht während dem ganzen Aufbau einer Marke oder einer Person in der heutigen Welt von Social Media nicht zu vergessen, was Ihr eigentlich macht: Musik. Als zweites ist LIVE eine eigene Kunst. Heute ist der Zugang zu Studios und die Möglichkeit, Musik aufzunehmen und direkt auf den Kanälen zu spreaden, sehr simpel geworden. Vergesst nie, dass Euch plötzlich jemand bucht oder für einen Auftritt engagiert und dann, ja was dann? Deswegen rate ich jeder und jedem: beginnt live und findet euch im Moment und lernt dieses Handwerk, bevor Ihr überhaupt Musik veröffentlicht, weil danach müsst ihr ready sein. Ich habe an jeder Steckdose gespielt, meine ganze Teenagerzeit: Bar, Geburtstagsparty, Hochzeit einfach wirklich ALLES. Du musst LIVE können, bevor es jemand will. Und drittens die Frage: «Wie soll ich das machen?» Wenn man diese Frage nur schon stellt, dann wird's nichts. Man muss konkrete Fragen stellen wie: «Hallo darf ich in ihrer Bar spielen für Trinkgeld?» «Hey, du heiratest doch, ich habe ne' Band» «Dein Bruder ist doch Gitarrist, kannst du mir seine Nummer geben» «Dein Cousin hat doch eine Anlage und ein Mischpult im Keller, kann er das bedienen und hätte er bock?» «Ist der Kellerraum hier frei, dürfen wir hier einen Bandraum machen?»... und und und. Nicht warten, den NIEMAND macht das alles für Dich. DU musst es machen und wenn du das nicht willst, dann lass es besser bleiben.

Lieber Seven, vielen herzlichen und aufrichtigen Dank, dass du dir Zeit für diesen Talk genommen hast, ich schätze das sehr, dass du deine Gedanken und Geschichte geteilt hast. Ich wünsche dir und deiner Crew für die Tour viel Erfolg, Spass und überschwänglichen Applaus - ich habe das Konzert in allen Zügen genossen, wie auch dieses Gespräch. Bis zum nächsten Mal, wenn wir dich auf einer Bühne oder im TV sehen.

Xx Vivienne