Alexandra meets Vivienne - Soulful Gartenfenster Talk Volume II

23.07.2022

Wir zwei haben bei unserem letzten beseelten und schönen Gespräch entschieden, noch weitere «Geschichten» zu teilen und da gehört bei uns beiden der Fakt dazu, dass wir durch unsere ganz persönlichen Geschichten gelernt haben, lösungsorientiert und vor allem sonnig und positiv zu bleiben. Deine Frohnatur und Offenheit sind ansteckend und eine grosse Bereicherung. Mit dir in einem Raum zu stehen, steckt an mit vielem - aber was sehr präsent ist, sind die Tiefe und Ehrlichkeit deiner Worte und umgesetzten Herzenssachen.

Wenn ich von lösungsorientiert spreche, meine ich zum Beispiel in meiner Thematik, mit verschiedenen Symptomen in Frieden zu leben und positiv den alltäglichen Themen nachzukommen, mich immer wieder mit Mut an Neues wagen und dabei trotzdem den bewährten Ritualen treu bleiben. Dich begleitet die chronische Erkrankung Lipödem. Wenn wir beide jeweils über Urlaub, Kleidung, Klima sprechen, merken wir immer, wie sehr unsere Geschichten die Alltagsentscheidungen beeinflussen. Auf keinen Fall negativ, eher mit einer «guten» Kraft für Seele und Körper.


So auch direkt zu unserem ersten Thema. Urlaubsdestinationen! Ihr seid jetzt gerade von einem wunderschönen Urlaub in der Provence zurück, deshalb erstmals: «Welcome back»! Ich weiss von mir mit meiner Histaminose - Meeresluft ist ein wahres Wundermittel für die Regulation in meinem Körper. Wie hast du die erholsamen Tage nun erlebt und welchen Einfluss hat die Umgebung für dich gesundheitlich?

Wir sind aus zwei Wochen Arbeit-Ferien zurück, vollgetankt und in den zwei Wochen für uns etwas vom Wichtigsten, das Treffen unserer Produzenten in der Provence sowie in Finnland der Austausch und die Besichtigung der neuen Kollektionen. Verbunden ist das natürlich immer auch mit Freizeit und genügend Balance. Diese zwei Ferien Wochen im Juni sind von uns bewusst immer so gewählt. Es finden Messen statt, wir sind in der Provence bei 3 Lieferanten und dieses Mal eben noch in Finnland bei Bypias.
Die Provence war dieses Jahr für mich an der Grenze von «zu heiss»», ich vertrage die Hitze nicht mehr so gut. Trotzdem war es ein Eintauchen ins Glück und ich konnte bei «meinen» Lavendelfeldern all die Schmetterlinge hüpfen, die Bienen summen und das feine Lüftlein durch den Lavendel ziehen sehen und erleben. Das hier ist mehr als Seelenhüpfer und Seelenbalsam. Die Farben der Steine, das südliche Licht, die Wärme der Naturnuancen, eine echte Tankstelle. Am Nachmittag brauchte ich einfach viel Ruhe, die Hitze hat mich dann schachmatt gesetzt und wir sind erst gegen Abend wieder losgezogen. Wichtig ist für mich, dass ich in den Ferien oder geschäftlichen Terminen meinen Rhythmus einhalten kann und auf meinen Körper höre. Ich bin gesundheitlich nicht voll auf der Höhe, mit meinem Asthma und dem Lipödem, ist es immer ein Balanceakt. Aber wenn ich gut auf mich höre, dann kann ich es richtig geniessen, wenn ich mich übernehme, dann kommt halt auch in den Ferien der Dämpfer, aber das ist ja bei allem so.

Das Gegenteil von Provence war dann Finnland. 20-24 Grad, Meeresbrise und ehrlich, da ging es mir gesundheitlich dann recht gut. Eigentlich weiss ich es, das Kühlere wäre besser für mich... aber äbe... ich liebe ja Lavendelduft und Nordsee-Ostseebrise... einmal mehr, wichtig ist, auf den Körper zu hören.

Für diejenigen, die die Krankheit Lipödem nicht kennen, bitte teile doch kurz mit uns, was ein oder das Lipödem ist.

Ein Lipödem ist eine chronische und meist sehr schmerzhafte Störung der Fettverteilung bzw. Fettvermehrung. Üblicherweise sammelt sich zunächst an den Oberschenkeln und Knien, schließ­lich auch an den Unter­schen­keln und in einigen Fällen an den Armen sowie an anderen Körper­stellen Fett an. Im internationalen Klassi­fizierungs­system ist das Lipödem unter Stoff­wechsel­­störungen aufgeführt.

Meine Kleidung hat sich in den Jahren verändert - durch meine Koliken mag ich mich nicht immer sehr körperbetont kleiden, oder bin kein grosser Fan von Kleidung mit starken Materialien um Taille und Bauch, denn die sind dann schmerzhaft und unangenehm. An was denkt man mit dem Lipödem, hast du da Tipps für andere Betroffene, die helfen für den Alltag in Arbeit und Freizeit?

Die Krankheit Lipödem als solches, ist eigentlich erst seit 20 Jahren «mit Namen und Fakten» benannt. Vorher wusste niemand genau, was einem fehlt. Somit bin ich über viele Jahre auf mich allein gestellt gewesen und da suchst du alle Möglichkeiten, um Entspannung in das Thema «Körper» zu bringen. Ich für mich, habe mich mit jedem Stadium dann nur noch mit der Kompression wohler gefühlt. Die hat geholfen, dass die Beine mich einigermassen durch den Tag trugen. Und weite Kleider, damit man diese Geschwulste nicht sieht. Meine jungen Jahre waren nicht so entspannt, niemand wusste warum meine Beine so schmerzten, immer grösser wurden, das war auch psychisch eine schwere Zeit. In das Ganze kam bei mir im Kopf und Herz erst Entspannung, als die Krankheit endlich einen Namen hatte und ich wusste, dass wirklich was nicht gut ist mit mir. Schwarz auf Weiss auf Papier; da fiel mal eine erste Last weg.

Sanfte Lymphdrainage, Kompressionen, Hochlagern, Kühlen und v.a. auf den eigenen Körper hören und Ruhezeiten einlegen; das war das einzige was half. Bei der Ernährung achten und trotz Schmerzen wenigstens spazieren gehen, bewegen bewegen bewegen... sanft bewegen... aber man muss sich überwinden. Heute gilt auch nach den Operationen immer noch viel von dem, denn nur mit den Operationen ist man nicht alles einfach los. Die Schmerzen sind weg, das ist das Wichtigste. Im Sommer kommt es immer noch oft vor, dass ich in den Kompressionssocken schlafe, weil es hilft, das Wasser rauszuarbeiten und am Morgen dann mehr Leichtigkeit in den Beinen ist.

Ich habe öfters das Gefühl, dass sich noch immer viele Menschen schämen oder das Gefühl haben, man sollte nicht über den Alltag mit chronischen Krankheiten sprechen. Es gibt viele Wege und Möglichkeiten zu teilen und sich somit gegenseitig zu unterstützen. Ich brauchte eine längere Zeit, um mich in meiner Geschichte zu öffnen und somit zu teilen. Wie bist du in deiner Geschichte und deinem Weg gewachsen?

Ich habe mich jahrelang für mein Aussehen geschämt, habe mich versteckt und kein Selbstvertrauen war da. Meine jungen Jahre waren nicht unbeschwert, weil das «anders sein» mir Mühe machte. Da kommt erschwerend dazu, dass man sich in jungen Jahren viel zu fest mit anderen Menschen vergleicht und misst, mit ihrem Aussehen, welches gar nicht realistisch ist. Das Ankommen in meinem Körper und mit meiner Krankheit kam erst mit der Unterstützung und nachdem ich mit 38 meinen Mann kennen gelernt habe. Er hat mich im Höchststand der Krankheit kennen gelernt und mich so genommen, wie ich bin und mir trotz allem nach einem Jahr Beziehung einen Heiratsantrag gemacht, trotz meiner Beschwerden und Einschränkungen, meinem Aussehen und meinem Kampf mit mir. Er hat mich sanft auf dem Weg begleitet, er hat mich unterstützt und mir Mut gemacht und geholfen, die Operationen möglich zu machen. Dieses «mich nehmen wie ich bin» und mir damit Selbstvertrauen zu geben, dieses langsame sanfte Erwachen und Akzeptieren geschah erst nach meinem 40. Lebensjahr. Somit sind meine besten Jahre ab 40ig und es fühlt sich total gut an. Mein Mann fühlt, wann ich was brauche, rüttelt mich aber auch mal, wenn ich zu sehr «jömmerle», trägt mich, wenn ich es brauche und freut sich mit und bestärkt mich, wenn ich eine tolle Selbstbewusstseinsphase habe. Daran wachse ich, ich entwickle mich. Und das Alter gibt mir natürlich auch Gelassenheit mit ein paar Themen, welche als junge Frau ein Drama waren; heute ist es einfach so wie es ist, also älter werden hat auch viel tolles.

Vielen Dank für Deine sehr persönlichen, berührenden Worte. Ich schätze unsere Gespräche immer sehr und lerne immer viel dabei und es tut gut - zu teilen und den Austausch zu haben. Deine sonnige Leichtigkeit ist berührend und ansteckend und ich teile diesen wesentlichen Teil genau auch so in meinem Schicksal. Meine drei wichtigen «Bausteine» sind dabei - Sharing is Caring - mit Hingabe und Liebe geht alles - und den Moment Leben bringt Glück! Mit welchen drei Worten oder Gedanken würdest du gerne Mut machen?

Liebe
Liebe, Liebe und nochmal Liebe... Das mit der Selbstliebe ist so eine Sache, das klappt nicht immer bei mir hihihi .... Aber Liebe für die Natur, die Welt, die Tiere und den Menschen ist so wichtig.

Mein Umfeld
Sich mit Leuten umgeben, die einem gut tun, die in dem Moment zu einem passen. Freunde kommen und gehen, das ist gut so. Nicht festhalten, das Leben ist wie ein Zug, da kommt jemand dazu, da steigt jemand aus. Und genau das bringt dich im Leben weiter: «was du denkst bist du!» Denke positive und kehre Negatives in Positives um, suche die guten Sachen im Alltag und habe kein «Boulevard-Presse-Denken», das ist nur negativ. Was war gut am heutigen Tag, was lief gut, was war toll, kleine Momente, kleine Steinchen.... Positiv denken und gutes Reflektieren.

Respektiere und Akzeptiere die anderen wie sie sind
Leben und leben lassen, sei respektvoll mit den Mitmenschen, Tieren, Pflanzen unserer ganzen Welt. Und da gäbe es noch vieles zu ergänzen.... Aber ich finde das ist das wichtigste.

Wenn ich so darüber spreche, hat doch ein grosser und wesentlicher Teil unsere Seele dazu beizutragen, was und wie wir erleben und leben. Ich liebe meine kreative Arbeit und den bunten Alltag, das allein gibt mir schon fast alles, was mir dann hilft in meiner Geschichte. Pures Glück. Euer Gartenfenster ist ein so beseelter Ort mit einem herzlichen Team und vielen «Dingen» für einen schönen Moment zuhause in Küche, Garten und Haus. Glaubst du auch an diese Kraft?

Ich glaube, dass das positive Denken, das «sich freuen können», lieben können, lachen können, sich für andere freuen können, glück spüren, die kleinen Dinge so sehr zu schätzen.... Das dies so viel Kraft gibt. Mit dem, was man hat, zufrieden sein und schätzen, das gibt so viel. So leben, wie es die Umstände zulassen und nicht immer nach unerreichbarem streben, sondern sein «Gärtli» hegen und pflegen und geniessen.
Unser Garten, mein zu Hause, mein Hund, meine Familie, mein Mann.... Meine vielen kleinen Müscheli und Naturfunde, meine Spaziergänge am Bach entlang, Tannenzapfen sammeln, Naturkränze, Leinen, meine Düfte, meine Musik, meine Blumen, meine Kräuter, meine Reisen, mein Nachhause kommen, meine Begegnungen mit so vielen lieben Leuten, mein Gartenfenster, mein Morgenkaffee, Schokolade, meine Badewanne, meine Momente ganz alleine mit meinem Mann, Zeit für mich, eine Umarmung, Händehalten, Lächeln schenken und angelächelt zu werden, Herzklopfen, meine Bücher, meine Körbe, eine feine Flasche Wein, meine Leinenkissen und -Decken und Leinenkleider, meine Lieblings Tasse, Erinnerungen an viel Schönes in meinem Leben, meine Hochzeit.... Und noch viel mehr

....eine lustige Aufzählung - ich weiss und auch nicht nach Priorität aufgelistet.... aber das sind für mich wertvolle Schätze, die Kraft geben, die mich behütet fühlen lassen, die mir Wohlgefühl geben, angekommen sein, zu Hause...

Wow, was für eine Wucht von Emotionen und persönlichem Teilen, vielen Dank, das bist Du, so schön!! Nun seid ihr zurück aus eurem Sommerurlaub voller Eindrücke, Inspirationen, Glücksgefühlen und frischer Kraft. Worauf dürfen sich die Freunde des Gartenfensters bei einem nächsten Besuch in Dürrenroth besonders freuen?

Sommer, Sonne, Laune und wundervolle Dekorationen voller Leichtigkeit, welche aber auch in den Herbst/Winter gezogen werden können. Es braucht nicht immer viel neues, oft kann so viel zusammen kombiniert werden. Unser Gartenkafi kann genossen werden, Auszeitmomente in unserem Garten. Wir haben alles mit der Sommerleichtigkeit dekoriert und der Garten blüht herrlich.... Wir sind nun bis am 20.08. da. Vom 21.08. - 5.09. ist dann nochmals 2 Wochen geschlossen, bevor wir dann mit dem Herbstprogramm starten.

Wir freuen uns auf unsere lieben Besucher, auf Geniesser, auf «Seele baumeln Lasser»!

Liebe Alexandra, vielen lieben Dank für unsere «Volume II» Talk. Es ist mir immer eine grosse Freude. Ich wünsche dir, Herrn Gartenfenster - Jürg und deinem ganzen Team einen zauberhaften Sommer und freue mich auf unser baldiges Wiedersehen.

Hier teile ich gerne ein paar Impressionen und Snapshots von unserem Besuch an einem wunderschönen frühsommerlichen Tag. Geniesst und habt einen tollen soulful Sommer - Xx Vivienne